Vernichtungskrieg
Verbrechen der Wehrmacht von 1941 bis 1944

Übersicht

Hannes Heer
aus: Vernichtungskrieg.Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944, Ausstellungskatalog, Einleitung

1945, kaum daß Nazi-Deutschland besiegt war, begannen die ehemaligen Generäle mit der Fabrikation einer Legende - der Legende von der «sauberen Wehrmacht». Die Truppe, so hieß es, habe Distanz zu Hitler und dem NS-Regime gehalten, habe mit Anstand und Würde ihre soldatische Pflicht erfüllt und sei über die Greueltaten von Himmlers Einsatztruppen allenfalls nachträglich informiert worden. Diese Behauptung, die Millionen ehemaliger deutscher und österreichischer Soldaten freisprach, bestimmt bis heute die öffentliche Meinung.

1995, fünfzig Jahre später, ist es an der Zeit, sich von dieser Lüge endgültig zu verabschieden und die Realität eines großen Verbrechens zu akzeptieren:
Die Wehrmacht führte 1941 bis 1944 auf dem Balkan und in der Sowejtunion keinen «normalen Krieg», sondern einen Vernichtungskrieg gegen Juden, Kriegsgefangene und Zivilbevölkerung, dem Millionen zum Opfer fielen. Die deutsche Mitlitärgeschichtsschreibung hat zwar viel zur Aufklärung dieses Tatbestandes beigetragen, sie weigert sich aber einzugestehen, daß die Wehrmacht an allen Verbrechen aktiv und als Gesamtorganisation beteiligt war.


Die Ausstellung will genau diesen Beweis führen: den Partisanenkrieg in Serbien, die 6. Armee auf dem Weg nach Stalingrad, die dreijährige Besatzung Weißrußlands.
Und sie demonstriert die Schwierigkeit dieser Beweisführung: Von Beginn an versuchte die Wehrmacht, die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen und die Erinnerung daran zu beseitigen. Was an Legendenbildung in der Nachkriegszeit enstand, war nur die Fortsetzung dieser Poitik. Die Ausstellung will kein verspätetes und pauschales Urteil über die ganze Generation ehemaliger Soldaten fällen. Sie will eine Debatte eröffnen über das - neben Auschwitz - babarischste Kapitel der deutschen und österreichischen Geschichte, den Vernichtungskrieg der Wehrmacht von 1941 bis 1944.

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© Birgit Pauli-Haack 1997
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