Shoah Project Vernichtungskrieg.
Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944

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Debatte im Deutschen Bundestag
Herr Dr. Dregger, bitte.

Dr. Alfred Dregger (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will mich kurz fassen und bekunden, daß die Kritik, die an mir geübt worden ist, von mir geprüft werden wird, daß ich sie nicht schlankweg zurückweisen werde.

(Beifall im ganzen Hause)

Ich freue mich, daß auf den ersten Teil der Debatte der zweite gefolgt ist. Im ersten Teil mußte ich sprechen. Ich spreche nicht gerne laut. Aber ich habe etwas lauter gesprochen, als ich es gerne tue, um überhaupt durchzudringen. Das hat mich etwas verzweifelt gemacht: Ist denn das deutscher Parlamentarismus heute? Ist es denn in diesem Hause nicht möglich, daß jeder seine Meinung sagt und daß er angehört wird, aber nicht so, daß er das Gefühl haben muß, er wird als ein leibhaftiger Teufel betrachtet, gegen den man vorgehen muß? Ich will hinzufügen, Herr Duve, daß ich Ihnen sehr dankbar dafür bin, daß Sie eine Überleitung vom ersten zum zweiten Teil unserer Debatte gefunden haben und daß Sie sich in einer Weise mit mir auseinandergesetzt haben, die durchaus tiefgehend war, aber auch nicht in einem einzigen Moment beleidigend oder den Kollegen ausschließend. Ich glaube, das ist ein Beispiel für Parlamentarismus.

(Beifall bei der CDU/CSU, der F.D.P. und der SPD)

Ich will einen weiteren Punkt aufnehmen, den Sie genannt haben und der in der Sache wichtig ist. Mir liegt es fern, zwischen der Bundeswehr und der nationalsozialistischen Wehrmacht, wie Sie sagen, eine ungebremste Verbindung herzustellen. Aber jetzt lassen Sie mich etwas hinzufügen: Ich selbst war Soldat, bin viermal verwundet worden und bin zurückgekommen, weil ich Glück hatte, nicht, weil ich besser wäre als andere. Ich kenne viele Landser, die neben mir gefallen sind. Mich schmerzt es, wenn man alle diese Landser als Vertreter der Nazi-Wehrmacht anklagt. Ich behaupte nicht, daß Sie das tun; aber das geschieht doch. Das dürfen wir nicht tun.

Ich spreche inzwischen von den "großen Kriegsherren". Der Unterschied war nicht zwischen Generälen und Gefreiten, sondern zwischen den großen Kriegsherren, die die politische Macht und außerdem die Befehlsgewalt hatten und die im Grunde alles entschieden haben, und den Soldaten, die nichts entschieden haben; sie hatten nur zu gehorchen. Ich möchte nicht gerne, daß diese Kameraden, die dieses schreckliche Schicksal erlitten hatten und zum Teil noch leben, das Gefühl haben, sie würden von uns allen mißachtet, ausgegrenzt und ausgestoßen. Meine Damen und Herren, wir sollten irgendwann einmal -- vielleicht könnte Herr Duve die Anregung geben -- ein Gespräch führen, mit dem Ziel, Mißverständnisse -- soweit es Mißverständnisse sind -- auszuräumen. Ich würde es sehr gut finden, wenn unser Parlamentarismus so liefe, daß wir offen und anständig miteinander reden können, wie es jetzt in diesem Teil der Debatte war. Allen denjenigen, die dazu beigetragen haben, möchte ich herzlich danken.

(Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. sowie bei Abgeordneten der SPD)

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© Birgit Pauli-Haack 1997 - 1999