Kids im Nazi-Regime
Widerstand Jugendlicher gegen den Nationalsozialismus

von Michael Lichte


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Die Edelweißpiraten

Die Anfänge der sogenannten "wilden Jugendgruppen", zu denen auch die Edelweißpiraten gehörten, entstanden in den Jahren 1938/39, als die HJ durch die "Jugenddienstpflicht" vom 25.2.1939 die Freiheiten der Jugendlichen immer mehr einschränkte. Diese Einschränkung hatte zur Folge, daß viele Jugendliche den Wunsch nach jugendlicher Selbstbestimmung hegten und dementsprechend die Disziplin und den Massencharakter der nationalsozialistischen Jugendorganisationen ablehnten.

Das galt auch für Mädchen, die sich nicht in die "Frau und Mutterrolle" der Nationalsozialisten drängen lassen wollten und sich deshalb den wilden Jugendgruppen anschlossen. Durch die Mädchen wurde die Anziehungskraft der Cliquen erhöht, da in der HJ eine absolute Geschlechtertrennung herrschte.

Die wilden Jugendgruppen entstanden direkt aus der 1933 verbotenen bündischen Jugend oder lehnten sich an deren Traditionen an. Die bündische Jugend hatte ihre Wurzeln in der 1899 entstandenen Wandervogelbewegung. 1913 wurden diese Jugendgruppen zur "Freideutschen Jugend" zusammengeschlossen (auf dem Hohen Meißner bei Kassel). Ziele des Zusammenschlusses waren: Selbstverantwortlichkeit und Selbsterziehungsrecht, Anerkennung des Eigenwertes der Jugend, Lebensformen durch Rückkehr zur Wahrhaftigkeit und Natürlichkeit (Wandern, Volkslied, Volkstanz). Daraus resultierend entstanden die "Freien Schulgemeinden". Ende der 20er Jahre modernisierte sich diese Art von Lebensform. Der Einzelne und die Gruppe verloren an Bedeutung. Die uniformierte Masse stand immer mehr im Vordergrund. Anstatt zu wandern wendete man sich mehr und mehr zu Sport und Technik hin. Diese Entwicklung wurde von den Nationalsozialisten aufgenommen und in ihr Programm miteinbezogen, was sich im Charakter der NS-Jugendorganisationen niederschlug. Die alten bündischen Gruppen wurden dementsprechend gleichgeschaltet und die alten Formen bündischen Lebens verboten. Wer sich der Gleichschaltung bzw. dem Verbot widersetzte, wurde verfolgt und bestraft.

Neben dem alten bündischen Gedankengut, wurden viele Jugendgruppen von bestimmten Schriftstellen beeinflußt, unter anderem auch von Karl May.

In den 20er Jahren war Karl May ein beliebter "Jugend- und Volksschriftsteller". Von den Nazis wurde er äußerst zwiespältig gesehen. Während Hitler in Winnetou ein Vorbild für die deutsche Jugend und das "Musterbeispiel eines Kompanieführers" sah, wurde May auf der anderen Seite von NS-Pädagogen als Pazifist und Antirassist bekämpft. Etliche seiner Werke wurden verboten oder im nationalsozialistischen Sinne verändert. Diese Änderungen existierten übrigens noch über 1945 hinaus! Gerade die pazifistischen und antirassistischen Aussagen seiner Bücher hatten einen großen Einfluß auf die jugendlichen Protestgruppen. Ebenso wie die abenteuerliche Romantik seiner Geschichten.

Bündische Gruppen gab es schon seit 1933. Anfangs waren es in der Regel Jugendliche aus dem Bürgertum, die Mitglied in diesen Gruppen waren. Nach 1938 sahen auch proletarische Jugendliche in den Traditionen der bündischen Jugend eine Alternative zu den NS-Jugendorganisationen. Das verstärkte sich nach Kriegsbeginn, als der paramilitärische Drill in der HJ immer stärker wurde. Die bündischen Jugendgruppen gaben sich Namen wie: Harlem-Club, Navajos, Rotes-X, Kittelbach-und Edelweißpiraten.

Die größte Gruppierung waren die Edelweißpiraten, die im gesamten Reichsgebiet existierten, mit dem Schwerpunkt im Rhein-Ruhr-Gebiet. Mitglieder der Edelweißpiraten waren überwiegend junge Arbeiter, die die Traditionen der bündischen Jugend pflegten. Ihr Erkennungszeichen war ein Edelweiß unter dem linken Rockaufschlag oder eine edelweißfarbene Stecknadel. Oft trug man auch Fantasiekluften, Totenkopfringe und mit Nägeln beschlagene Gürtel.

Es wird geschätzt, daß die Edelweißpiraten mehrere tausend Anhänger, im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, hatten.

Die Jugendlichen hatten eine bewußte Antihaltung gegenüber dem Staat, allerdings kein politisches Konzept und keine gemeinsame Organisation. Da die einzelnen Gruppen nebeneinander her existierten, hatte später die Gestapo bessere Zugriffsmöglichkeiten.

Der Widerstand der Edelweißpiraten gegen das NS-Regime äußerte sich in der Anfangsphase in der Durchführung verbotener Fahrten und Zeltlager. Das freie Fahrtenwesen der Wandervogelbewegung war von der HJ-Führung verboten worden. Stattdessen wurden HJ-Fahrten und -Lager eingeführt. Hier war der Tagesablauf mit militärischer Disziplin geregelt, es dominierten ideologische Schulungen und paramilitärische Übungen. Um den oppositionellen Jugendlichen die freien Fahrten unmöglich zu machen, wurde ihnen das Trampen verboten und die Benutzung von Feuerzelten. Diese Verbote wurden wiederum damit durchgesetzt, daß Fahrtenerlaubnisscheine eingeführt wurden und der HJ-Streifendienst gebildet wurde, der die verbotene Fahrtenaktivität kontrollieren sollte. Die Edelweißpiraten mißachteten des Fahrtenverbot und trampten innerhalb Deutschlands umher. Sie trugen dabei eine spezielle Fahrtenkleidung, über die sie vor jeder Fahrt abstimmten. Die Fahrtenkleidung bestand aus kurzer Hose, weißen Strümpfen, Halbschuhen, Kletterweste und Schottenhemd. Die Mädchen trugen weiße Blusen, blaue Röcke und weiße Söckchen.

Auf den Fahrten traf man sich mit anderen Gruppen, zeltete zusammen und sang verbotene, bündische Lieder.

Ein Zusammentreffen mit dem HJ-Streifendienst führte automatisch zu Konflikten mit der Staatsmacht. Die Jugendlichen wurden von der Polizei verhört und für den Wiederholungsfall wurde ihnen mit schärferen staatspolizeilichen Maßnahmen gedroht.

Eine andere Form der Verweigerung war das Schwänzen des HJ-Dienstes oder ein provozierter Rausschmiß aus der HJ. In diesen Fällen hatte das eine Meldung zur Folge, die den Jugendlichen Schwierigkeiten in der Schule und bei der Suche nach einer Lehrstelle bereitete.

Waren die verbotenen Fahrten und die Nichtteilnahme am HJ-Dienst eine reine Verweigerung, entwickelte sich später bei den Edelweißpiraten ein spontaner politischer Widerstand. Dieser spontane politische Widerstand äußerte sich unter anderem in Prügeleien mit der HJ.

"...Ich ging mit noch mehreren Jungen in Zivil am Hellweg runter, als wir plötzlich von einer Menge Jungens überfallen wurden. Schätzungsweise waren es etwa 50 Personen. Es entwickelte sich eine Schlägerei, bei der A. einen Messerstich in die linke Hand erhielt. Es mag gegen 20.30 Uhr gewesen sein..." (Bericht eines HJ-Mitgliedes)

Besonders verhaßt waren den Edelweißpiraten die HJ-Führer, da sie als hundertprozentige Nazis galten. Wenn diese HJ-Führer nach Dienstschwänzern suchten, wurden sie oft in eine Falle gelockt und verprügelt. Ein anderes Widerstandsmittel war das Verteilen von Flugblättern mit antifaschistischen Inhalt und das Malen von Wandparolen mit ebensolchen Inhalt.

"...Es besteht der Verdacht, daß diese Jugendlichen (Edelweißpiraten) diejenigen sind, welche die Wände in der Unterführung an der Altenbergstraße beschrieben mit "Nieder mit Hitler", "das OKW lügt", "Orden und Ehrenzeichen für das große Morden", "Nieder mit der Nazi Bestie" u.s.w." (aus einem Schreiben des NSDAP-Ortsgruppenleiters in Düsseldorf-Grafenberg)

"...Was kann man machen? Einer hatte die Idee. "Naziköpfe rollen nach dem Krieg" schreiben wir auf den Tender der Lokomotive. Und schon zwei Abende später bei schweren Bombenangriffen stieg die Aktion. Der Zug ist auch damit losgefahren..." (Bericht eines Edelweißpiraten)

Die Jugendlichen hörten auch feindliche Sender ab und verbreiteten die Nachrichten auf Flugblättern. Das Hören von Feindsendern und die Verbreitung der Nachrichten war eine lebensgefährliche Sache.

"Im März/April 1944 haben wir jede Nacht den englischen Sender abgehört und kriegten so immer die neusten Informationen. Und dann machten wir Flugblätter auf Schuhkartons...Die Texte waren ganz unterschiedlich: Die Amerikaner stehen an den Reichsgrenzen. Macht Schluß mit dem Scheiß-Krieg oder wir haben andere Flugblätter gemacht. Ich entsinne mich an eines, da war Stalingrad gefallen, da steht Hitler zwischen Leichen und ist am Lachen, darunter stand: Ich fühle mich so frisch, es naht der Frühling." (Bericht eines Edelweißpiraten)

Mit zunehmender Brutalität des Krieges bildeten sich immer neue Jugendgruppen. Sie trafen sich an den Bunkern, wo sich ihr Alltag abspielte. Man sprach darüber wie schön es wäre ohne Krieg, wenn man tun und lassen könnte was man wollte, nicht zum HJ-Dienst müßte u.s.w.

1943 entschlossen sich einige Mitglieder der Edelweißpiraten, in die Illegalität zu gehen und Kontakt zur politischen Opposition aufzunehmen. Es handelte sich hier um Edelweißpiraten aus dem Köllner Arbeiterstadtteil Ehrenfeld, der sogenannten "Ehrenfelder Gruppe". Diese Gruppe bestand aus geflohenen Häftlingen, Zwangsarbeitern, Russen, Juden, Deserteuren und Jugendlichen.

Die Ehrenfelder Gruppe nahm Verbindung mit der größten Kölner Widerstandsorganisation, dem Nationalkomitee Freies Deutschland, auf. In Ehrenfeld selber existierte eine bewaffnete Widerstandsgruppe des National Komitees. Gebildet hatte sich die Ehrenfelder Gruppe um den geflohenen KZ-Häftling Hans Steinbrink (genannt Bombenhans).

Hans Steinbrink kam aus einem antifaschistischen Elternhaus. Er kam öfters mit den Nazis in Konflikt, was ihn letztendlich ins KZ brachte. 1944 gelang ihm bei einen Bombenräumkommando die Flucht. Er tauchte unter bei der Frau eines Freundes und versteckte dort Juden, Flüchtlinge und Deserteure.

Die Aktivitäten der Ehrenfelder Gruppe wurden zum größten Teil von Steinbrink geplant. Zu der Gruppe gehörten auch Bartholomäus Schink und seine Freunde. Durch bestimmte Erlebnisse hatten diese Jugendlichen einen abgrundtiefen Haß gegen die Nationalsozialisten entwickelt.

Die ersten Aktivitäten der Gruppe bestanden darin, geflohene Zwangsarbeiter und Deserteure zu verstecken. Aus diesem Grunde verübten sie Diebstähle, um die Versteckten mit Lebensmittel und Geld zu versorgen. Später begann man Waffen zu sammeln, die man sich auf dem Schwarzen Markt besorgte und im Unterschlupf der Gruppe in der Schönsteinstraße lagerte. Mit den Waffen wollten sie als Partisanen gegen die Nazis kämpfen.

"...Ich habe die Jungen aufgefordert, gemeinsame Aktionen mit den Ehrenfeldern durchzuführen: wir brauchten Waffen, Munition, Lebensmittel, u.U. auch Geld. Die Nazi-Organisation in Köln müsse völlig durcheinandergebracht werden. Als Zielvorstellung schwebte uns vor, vor Ankunft der Amerikaner die Flucht der Parteigenossen und Gestapo-Beamten zu verhindern und die verantwortlichen Nazis den Amerikanern zu übergeben." (Bericht eines Edelweißpiraten)

Zu den Partisanenaktionen der Ehrenfelder Gruppe gehörten Anschläge auf Gestapo- und NS-Funktionäre. Es kam zu Schießereien mit der Gestapo und der Polizei.

Bartholomäus Schink

"...In erster Linie ist hier die Großbande zu nennen, die seit August 1944 im Stadtteil Köln-Ehrenfeld ihr Unwesen trieb. Nach den Feststellungen der Staatspolizei zählte sie 128 Köpfe. Sie setzte sich in gleicher Weise aus Deutschen und Ausländern zusammen. Sie terrorisierte nicht nur die Zivilbevölkerung, sondern hatte es auch darauf abgesehen, politische Leiter der NSDAP zu beseitigen. In ihren Reihen befanden sich auch viele Jugendliche im Alter von 16 - 18 Jahren, ja sogar von 15 Jahren, die früher den "Edelweißpiraten" angehört hatten...Unter den Ermordeten befinden sich 5 politische Leiter, 1 SA-Mann, 1 HJ-Angehöriger, 6 Polizeibeamte, darunter der Leiter der Staatspolizeistelle Köln »SS-Sturmbannführer Reg.Rat. Hofman« - und zwei weitere Beamte der geheimen Staatspolizei..." (aus dem Lagebericht des Kölner Generalstaatsanwaltes vom 30.Januar 1945)

Das NS-Regime verstärkte seine Kontroll- und Repressionsmaßnahmen in dem Maße, wie derjugendliche Widerstand zunahm. Besonders als sich der Kriegsverlauf verschlechterte. Anfangs wurde versucht, die oppositionellen Jugendgruppen wieder in das System einzugliedern. Man versuchte das vor allen Dingen dadurch, daß Aktivitäten außerhalb der HJ unterdrückt wurden (z.B. Fahrtenverbot). Als diese Maßnahmen nicht fruchteten, begann man die Jugendlichen zu kriminalisieren. Da es im Reichsstrafgesetzbuch keine Strafbestimmungen für jugendliche Cliquenbildung gab, wurden allgemeine Strafbestimmungen herangezogen, um sie auf die Jugendlichen anzuwenden. Zum Beispiel:
" 115 Öffentliche Zusammenrottungen in Verbindung mit
Nötigung oder Widerstand gegen Beamte
116 Auflauf
125 Landfriedensbruch
127 Bildung bewaffneter Banden
128 Geheimbündelei
227 Raufhandel
243 Bandendiebstahl u.s.w.


Dieses wurde in den sogenannten "Richtlinien zur Bekämpfung jugendlicher Cliquen", am 25.10.1944 von Kaltenbrunner erlassen, festgelegt. Durch diese Richtlinien wurde die Auseinandersetzung mit den oppositionellen Jugendgruppen auf eine politische Ebene gestellt. Das heißt, die Jugendlichen wurden als Staatsfeinde und Hochverräter behandelt. Die Nazis sahen in der Jugendopposition im Grunde keine Form des Widerstandes, sondern in erster Linie die Infragestellung ihres totalitären Erziehungsanspruches. Im Kriege kam noch die Gefahr der sogenannten "Wehrkraftzersetzung" dazu, da sich die Jugendlichen gegen den Krieg aussprachen.

Die Nazis diffamierten die Cliquen folgendermaßen:

"Zusammenschlüsse Jugendlicher außerhalb der HJ, die nach bestimmten, mit der nationalsozialistischen Weltanschauung nicht zu vereinbaren Grundsätzen ein Sonderleben führen. Gemeinsam ist ihnen die Ablehnung oder Interessenlosigkeit gegenüber den Pflichten innerhalb der Volksgemeinschaft oder der HJ, insbesondere der mangelnde Wille, sich den Erfordernissen des Krieges anzupassen."

Weiterhin hieß es in dem Erlaß:

"1. Bei den Cliquenbildungen Jugendlicher handelt es sich um Erscheinungsformen der Jugendgefährdung und Jugendkriminalität; ihre Überwachung und Bekämpfung auf polizeilichem Gebiet obliegt daher hauptverantwortlich zentral dem Reichskriminalpolizeiamt...Soweit es sich jedoch um Cliquen mit ausgesprochenen oder vorwiegend politischen oder staatsfeindlichen Bestrebungen handelt, ist die Geheime Staatspolizei zuständig.

2. Überwachung und Bekämpfung der Cliquen sind kriegswichtig..."

Diese sogenannte Überwachung und Bekämpfung stützte sich auf die Üblichen Methoden der NS-Diktatur: Spitzeltum, Denunziation und Gestapoterror. Zum Beispiel wurden Betriebe angewiesen, jugendliche Arbeiter, bei denen der Verdacht bestand sie gehören zu einer Jugendclique, zu bespitzeln und sofort zu denunzieren.

"...Ich nehme Bezug auf die soeben mit Ihnen gehabte fernmündliche Unterredung, wonach ich davon Mitteilung machte, daß der vorbezeichnete Arbeiter, der wiederholt wegen unentschuldigten Fehlens verwarnt werden mußte, sich heute im Betriebe damit gebrüstet hat, wieder einmal Hitlerjungen geschlagen zu haben. Von dem zuständigen Vertrauensrat deshalb zur Rede gestellt, hat E. seine Erklärung wiederholt und dabei ein derartiges freches Benehmen gezeigt, daß der Vertrauensrat G. sich gezwungen sah, den Jungen mit dem Lederriemen zu schlagen, den E. am Tage vorher bei der Auseinandersetzung mit der Hitlerjugend gebraucht hatte..." (Denunziationsschreiben der Gutehoffnungshütte vom 25.7.1941)

Das NS-Regime bestrafte die oppositionellen Jugendlichen mit Fürsorgeerziehung, Gefängnis, Jugend-KZ und schreckten auch vor der Todesstrafe nicht zurück.

"Die Jugendlichen werden auf dem Wege der » vorläufigen Fürsorgeerziehung « in besondere Heime oder Lager eingewiesen und dort etwa drei Monate lang einer straffen Erziehung unterworfen...Erweist sich aber während dieser Erziehung, daß eine längere planmäßige erzieherische Beeinflussung des Jugendlichen notwendig ist, so wird die endgültige Fürsorgeerziehung herbeigeführt...In Fällen schwerster Gefährdung oder Verwahrlosung kann die Einweisung des Jugendlichen in ein Jugendschutzlager nach den geltenden Bestimmungen beantragt werden."

Bereits 1940 wurde das Jugend-KZ Moringen eingerichtet. Hier wurden unangepaßte Jugendliche dauerinhaftiert. Viele Edelweißpiraten gehörten zu den ca. 1000 Häftlingen. Anfang Oktober 1944 wurden Bartholomäus Schink und seine festgenommen. Man schaffte sie ins Gestapo-Hauptquartier in der Elisenstraße. Dort wurden sie schwer mißhandelt und am 10.November 1944 Ecke Schösteinstraße/Venloerstraße ohne Gerichtsverfahren gehängt. An der gleichen Stelle waren am 25.Oktober 1944 elf Zwangsarbeiter aus Osteuropa gehängt worden, wegen angeblicher Plünderungen während der Bombenangriffe.

"Die haben einige der Edelweißpiraten in Ehrenfeld an der gleichen Stelle aufgehängt wie drei Wochen vorher die Fremdarbeiter. Anschließend soll ein Gestapo-Mann verkündet haben, daß es sich um ganz gefährliche Verbrecher gehandelt habe, die zum Schutz der öffentlichen Ordnung hätten aufgehängt werden müssen. Viele Menschen haben zugesehen, aber niemand hat sich getraut etwas zu sagen, denn das ganze Gelände war schwer bewacht, überall SS und Gestapo mit Maschinengewehren im Anschlag. Die Leichen haben fast den ganzen Tag am Strick gehangen, bis zum nächsten Luftangriff, dann wurden sie erst abgenommen. Insgesamt sollen es 13 Personen gewesen sein, darunter sechs Jugendliche. Der Jüngste war erst 16 Jahre alt."

25.10.1944


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